Medizin und Jura kann jeder – ausgefallene Studiengänge

Alles, nur nicht langweilig

Zugegeben: Jura und Medizin zu studieren, hat was. Allein die Erwähnung dieser traditionell Eindruck schindenden Studiengänge zaubert Ehrfurcht auf die Gesichter. Sogar Großmutter wusste schon, dass Ärzte und Anwälte auf der Gewinnerseite sind. Weiter wird jedoch kaum jemand nachfragen, denn erstens weiß man ja, was das für Fächer sind, und zweitens versteht man dann im Detail ohnehin nichts von der Materie. Gespräch im Keim erstickt sozusagen. Ähnlich verhält es sich mit Klassikern wie Betriebswirtschaftslehre und Geisteswissenschaften. Allenfalls beeindruckend, aber so wirklich haut das keinen vom Hocker. Noch schlimmer sieht es wohl mit Naturwissenschaften aus. Da wagt es kein Zuhörer, noch nachzufragen, denn Physik, Chemie und Biologie klingen für den Laien bereits von der Fachbezeichnung her so abschreckend, dass man es lieber gar nicht auf weitere Erläuterungen ankommen lassen mag.

Wer mit der Wahl seines Studienfaches jedoch so richtig jede Party sprengen und sich jederzeit sicher sein will, im allgemeinen Mittelpunkt des Interesses zu stehen, der könnte sich für die Wahl eines besonders ausgefallenen Studienfaches entscheiden. Die nachfolgend ausgewählten Beispiele sind so ziemlich alles, nur nicht langweilig.

Angewandte Freizeitwissenschaften

Wer ernsthaft studiert, dem bleibt meist wenig Zeit für Freizeitaktivitäten. Da ist es doch naheliegend, das Hobby langfristig zum Beruf zu machen. Wer seine Freizeit liebt und ausgiebig genießt, könnte sich für ein Studium der angewandten Freizeitwissenschaften interessieren. Dies ist tatsächlich ein Studiengang der Universität Bremen. Und er hat es in sich. Um zum Studium zugelassen zu werden, sind die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife oder alternativ eine bestandene Einstufungssprüfung fällig. Außerdem sind ein 8wöchiges Vorpraktikum sowie nachweislich gute Englisch-Kenntnisse zwingende Voraussetzung. Der insgesamt achtsemestrige Bachelor-Studiengang beinhaltet sozial-, wirtschafts-, natur- und rechtswissenschaftliche sowie methodische Grundlagen der Freizeit- und Tourismuswissenschaft. Ein Auslandssemester wird an einer Partnerhochschule absolviert. Das Studium schließt mit der Bachelor Thesis.  Der Beruf des Freizeitwissenschaftlers widmet sich der Planung und des Managements in den Bereichen Freizeit, Tourismus und Kultur.

Coffeemanagement

Kaffee gehört zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. Ihm einen eigenen Studiengang zu widmen ist daher naheliegend. Studieren kann man Coffeemanagement derzeit an der Northern Business School Hamburg.

Zugegebenermaßen handelt es sich hierbei um kein sehr Zeitraubendes Studium. Die Kurse finden ausschließlich freitagsabends und samstags statt. Wer nun aber glaubt, sich hier lediglich zu einem netten Kaffeeklatsch unter Studierenden zu treffen, wird überrascht sein. Es handelt sich hierbei um einen Teilzeitstudiengang Bachelor of Arts Betriebswirtschaft, der    alle wirtschaftswissenschaftlichen und rechtlichen Aspekte beinhaltet, die für ein modernes Coffeemanagement erforderlich sind. Zu den einzelnen Inhalten gehören demnach

  • internationalen Handel,
  • effizientes Qualitätsmanagement,
  • Kaffeemarketing,
  • Vertrieb,
  • Supply Chain Management und
  • Finanzierungsstrategien.

Oenologie

Wer es etwas hochprozentiger als Kaffee mag, kann sich hingegen für ein Studium im Weinanbau und Oenologie an der Hochschule Geisenheim entschließen. Voraussetzung ist allerdings der Bachelor in Weinbau oder Getränketechnologie, auf den dieser Masterstudiengang aufbaut. Im Bereich Weinbau erlernen die Studierenden alles über

  • Anbautechniken,
  • Bodenkunde,
  • Pflanzenbau und
  • Phytomedizin.

Der Bereich Oenologie beinhaltet die Verfahrenstechnik, die Technologie der Weinbereitung sowie die Sensorik. Allgemeine Fächer wie Marketing und Betriebswirtschaftslehre runden die Ausbildung ab, sodass eine leitende Funktion im Weinbau angestrebt werden kann.

Angewandte Sexualwissenschaften

Das Wort „angewandt“ mag den ein oder anderen irritieren und die Assoziation wecken, man würde Sexualtechniken auch im Laufe des Studiums anwenden. So praxisbezogen ist das Studienfach, welches in Merseburg belegt werden kann, allerdings nicht. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein ernstzunehmendes Studium, welches die wissenschaftliche Analyse der sexuellen Verhältnisse unserer Gesellschaft zum Inhalt hat. Die Teilzeitstudierenden werden darauf vorbereitet, im Bereich der Bildung und Beratung im Kontext von Sexualität, Partnerschaft und Familienplanung tätig zu werden. Spätere Einsatzbereiche sind

  • in Beratungsstellen,
  • Gesundheitsämtern,
  • in sozialpädagogischen Arbeitsfeldern
  • sowie im Bereich der Wissenschaft.

Körperpflege

Körperpflege kann und sollte man nicht nur betreiben, man kann sie sogar studieren. Zumindest an der Universität in Hamburg. Hierzu gehören die Studieninhalte Dermatokosmetik, Hautalterung, Hautbarriere, Bioengeneering der Haut, Umweltdermatologie, Lipidanalytik und andere. Innerhalb von neun Semestern kann dieses höchst anspruchsvolle Studienfach auf Lehramt studiert werden.

Verrückte Studienfächer im Ausland

In Deutschland gibt es über die genannten Studiengänge hinaus zahlreiche andere ausgefallene und umso interessantere Studienfächer. Wer jedoch in Erwägung zieht, im Ausland zu studieren, dem bieten sich ungleich verrücktere Möglichkeiten.

So kann man sich in Taiwan für ein Porno-Studium einschreiben. Auch hier ist jedoch nicht mit selbst angewandter Praxis zu rechnen, auch hier ist die Beschäftigung mit dem Themengebiet rein wissenschaftlicher Natur. Nichts desto trotz ein ausgefallenes Fachgebiet.

Ebenso ausgefallen ist es wohl, an der Georgetown University, USA Philosophie und Star Trek zu studieren. Man hat zumindest reichlich Gesprächsstoff auf der nächsten Party.

Social Media Management ist ja nun mittlerweile ein etabliertes Studienfach, auch in Deutschland. Das hier erworbene mediale Wissen kann durch ein YouTube-Studium am Pitzer College ergänzt werden. Hierbei wird untersucht, welchen Einfluss YouTube auf unsere Kultur hat.

Dies sind nur einige Beispiele äußerst verrückt klingender Studienfächer, die jedoch bei näherer Betrachtung von absolut wissenschaftlicher und ernst zu nehmender Natur sind. Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Studium zu beginnen, sollte also ruhig einmal einen Blick über den Tellerrand wagen. Es geht nicht darum, einen Studiengang zu finden, mit dem man Eindruck schinden kann, sondern einen Weg einzuschlagen, der für die eigene Entwicklung voller Überraschungen ist. Wer sich bislang zu den klassischen Studiengängen nicht durchringen konnte, jedoch grundsätzlich eine akademische Laufbahn anstreben möchte, könnte bei intensiver Recherche auf seine Berufung stoßen.

Anne Klein
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