Früh orientieren, erfolgreich bewerben nach dem Studium

War nach der Schule die Studienwahl nicht einfach, stellt sich nach dem Studium die Frage nach möglichen Arbeitsbereichen. Viele Studiengänge erlauben eine Vielzahl von Jobs, gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich ist die Bandbreite sehr groß und eine Spezialisierung weniger gegeben als bei einem Ingenieur oder Mediziner.

Sich selbst prüfen

Die Auswahl fällt oft schwer, darum ist es ratsam, mit solchen Überlegungen nicht erst zur oder nach der Abschlussprüfung anzufangen. Im günstigsten Fall haben Sie bereits Praktika bei diversen potenziellen Arbeitgebern absolviert; bleiben wir bei den Geisteswissenschaften wie beispielsweise Buchwissenschaften oder Germanistik, bieten sich Marketing, Vertrieb, Lektorat, Presse, Bibliothekswesen, Archiv und Eventmanagement als mögliche „Schnupperstellen“ an. Je mehr praktische Eindrücke gesammelt werden, umso leichter fällt die Entscheidung, welche Richtung für den Berufsanfang die beste ist. Jeder sollte zudem seine Stärken und Schwächen kennen. So ist es wenig sinnvoll, sich für intensive Teamprojekte zu bewerben, wenn Sie eher ein Einzelgänger sind.

Flexibel bleiben

Ein erster Job stellt noch keine endgültige Lebensfixierung dar. Heutzutage ist Flexibilität eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeitsleben. Das gilt sowohl in horizontaler Hinsicht (Umzüge, neue Jobs) als auch in vertikaler Hinsicht (alternative Hierarchiemodelle, Fortbildungen und Aufstieg innerhalb einer Firma durch andere Arbeitsfelder). Jetzt geht es zunächst darum, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen und sich gut zu etablieren. Wer weiß, dass er ins Ausland oder Führungsaufgaben übernehmen möchte, ist bereits einen Schritt weiter. Er sollte sich klar machen, dass die ersten Jahre als Berufsanfänger eine harte Zeit bedeuten können: Je länger die Leiter ist, die erklimmt werden soll, umso wichtiger ist das Fundament, auf dem der Erfolg gründen soll. Die Zukunftsversionen „Ausland“ oder „Führung“ (und andere Wünsche) fallen nicht vom Himmel, sondern müssen mühsam erarbeitet werden. Darauf sollte sich jeder Bewerber einstellen.

Sich positionieren

Umgekehrt ist es wichtig, sich selbst über seine Vorstellungen im Klaren zu sein, damit die Bewerbung entsprechend aussagekräftig wird. Womit können Sie speziell in diesem Unternehmen punkten? Was sind Ihre Stärken, die dem Haus auf welche Weise zustattenkommen? Warum glauben Sie, für die ausgeschriebene Stelle der/die Beste zu sein? Im Grunde genommen ist es eine Marketingstrategie in eigener Sache, die gefahren werden sollte. Möchten Sie bei dem weltweit agierenden Konzern länger bleiben und sich hier nach oben arbeiten?

Ein paar konkrete Beispiele für gelungene und nicht gelungene Bewerbungsanschreiben finden sich auf Campusjäger.de. Hier gibt außerdem einige Formulierungshilfen und Tipps, um mit dem Anschreiben zu punkten bzw. Hinweise, was vermieden werden sollte.

Dann sollten Sie das auch klar kommunizieren und deutlich machen, dass Sie durchaus auf anstrengende Jahre eingestellt sind. Möchten Sie als Bachelor-Absolvent vielleicht ein den Arbeitsalltag begleitendes Masterstudium absolvieren? Dann sollte auch das erwähnt werden. Gesunder Ehrgeiz ist sehr gefragt, immerhin werden Sie im besten Fall Ihre Kollegen mitziehen und das Haus insgesamt nach vorn bringen.

Je aussagekräftiger Ihre Bewerbung ausfällt, umso besser kann Sie der zukünftige Arbeitgeber einschätzen. Werden Sie zum Gespräch geladen, ergeben sich durch die vorausgeschickte Mappe bereits zahlreiche konstruktive Anknüpfungspunkte, die nun mit entsprechenden Informationen unterfüttert werden sollten. Die meisten Arbeitgeber sind an langfristigen Mitarbeitern interessiert, suchen nach Talenten, engagierten Entscheidern und loyalen Kräften mit dem starken Willen, selbst voranzukommen und das Unternehmen zu bereichern. Gleichzeitig sind Soft Skills wie Teamgeist oder Kollegialität gefragt, denn auf dem Rücken der anderen werden Sie nur selten erfolgreich sein.

Blind bewerben

Eine besondere Stellung kommt der Blindbewerbung zu. Dazu müssen Sie sich vorab sehr genau über das Unternehmen informieren. Warum haben Sie unter zahlreichen Konkurrenten ausgerechnet diese Firma ausgesucht? Natürlich ist der Firmenleitung klar, dass Sie höchstwahrscheinlich weitere Bewerbungen abgeschickt haben, doch hebt es die Laune, falls das nicht der Fall ist. Sie sollten sehr gute Argumente bereithalten, aber nicht lügen oder übertreiben: Eines Tages würde der Schwindel auffliegen und Ihr Ruf wäre ruiniert. Doch jedes Unternehmen, das Sie anschreiben möchten, besitzt mehrere interessante Auswahlkriterien; darauf können Sie in Ihrer Bewerbung aufbauen. Falls Sie eingeladen oder sogar eingestellt werden, wissen Sie, warum Sie sich für dieses Haus entschieden haben (hoffentlich nicht nur, um überhaupt einen Arbeitsplatz zu bekommen!).

Eine Blindbewerbung erfordert also zusätzliches Eigenengagement und eine genaue Prüfung Ihrer Wünsche. Im besten Fall untersuchen Sie auf diese intensive Weise auch Firmen mit ausgeschriebenen Stellen. So kommen Sie Ihrem Lebenstraum ein Stückchen näher.

Anne Klein
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