Promotion im Ausland

Warum zum Promovieren ins Ausland gehen? Ganz einfach, weil ein “Dr.” auf dem Türschild dem Absolventen beruflich häufig mehr bringt: Mehr Anerkennung, mehr Verantwortung und – seien wir ehrlich- auch mehr Einkommen gegenüber den Kommilitonen, die ihr Studium „nur“ als Master abschließen.

Vor allem, wer nach der Dissertation überall auf der Welt arbeiten können will, kommt um eine Promotion im Ausland nicht herum.

Beruf und Fach entscheidend

Unabhängig vom Inhalt des Studiums sind Auslandsaufenthalte natürlich immer eine gute Sache. Kenntnisse der Fremdsprache zu vertiefen und Kontakte zu Menschen eines anderen Kulturkreises zu knüpfen ist schließlich nie verkehrt.

Wer dann noch das Glück hat, an einem Institut von Weltrang (wie Yale, Stanford oder Oxford) zu promovieren, hat spätestens nach seiner Rückkehr gegenüber anderen Doktoranden einen klaren Vorteil. Wer allerdings seinen Doktor in Tahiti macht, erweckt bei späteren Arbeitgebern eher den Eindruck, sein Promotions-Studium mit Schnorcheln und Wellenreiten verbracht zu haben.

Das gilt natürlich nicht für den Fall, wenn Sie als Meeresbiologe promovieren. Daher ist es immer auch eine Frage der Fachrichtung, ob sich eine Promotion im Ausland wirklich auszahlt. Auch als Ingenieurswissenschaftler im Ausland promovieren zu wollen, ist in der Regel keine gute Idee. Schließlich genießen Ingenieurstitel aus Deutschland nach wie vor einen tadellosen Ruf. Warum also in die Ferne schweifen…?

Dennoch kann es nicht schaden, sich vorab mit den Besonderheiten einer Promotion im Ausland auseinanderzusetzen oder gar Beratung zur Promotion im Ausland bei Agenturen wie College Contact (www.college-contact.com) einzufordern. Im Folgenden einige Beispiele:

Promovieren in England

Doktoranden in Großbritannien leben und arbeiten durchschnittlich drei bis sechs Jahre an englischen Institutionen. Außerdem konzentriert sich das Promotions-Studium an britischen Universitäten weniger auf Seminarräume und Vorlesungssäle, als mehr auf auf Bibliotheken, Büros und Labore.

Finanzierung

Im Gegenzug verfügen viele Einrichtungen in Großbritannien über Gelder, um die Promovenden zu unterstützen, bezahlen Fahrten zu Fachtagungen, Messen und dergleichen. Als Nutznießer können sie so bereits Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern und Kooperationspartnern knüpfen.

Oder Geldgebern: In Großbritannien werden Promotionsvorhaben häufig durch verschiedene Fördermöglichkeiten finanziert. Schließlich soll der angehende „PhD“ bzw. „PhilD“ möglichst unabhängig im Interesse der Wissenschaft handeln – und nicht des Mentoren.

Titel

Sofern Sie in einem geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fach erfolgreich promoviert haben, dürfen Sie fortan den Titel „Doctor Of Philosophy“ tragen. Abhängig von der wissenschaftlichen Disziplin ist auch die Nennung der Fakultät üblich, bspw. „Doctor of Laws“ (LLD) für juristische Doktoren oder „Doctor Of Divinity“ (DD) für promovierte Absolventen in Theologie. Folglich werden englische Ärzte als „Medical Doctor“ (kurz: MD) bezeichnet.

Promovieren in den USA

Innerhalb des US-amerikanischen Bildungssystems rangieren sowohl Master- als auch Promotions-Studiengänge auf der „Graduate Degree“-Ebene. Dementsprechend beinhalten beide eine Kombination aus Hochschul-Veranstaltungen („coursework“) und Forschung („research“).

Als Doktorand absolvieren Sie somit nicht nur Ihre Pflichtkurse, sondern begleiten als Lehr-Assistent Ihren Doktorvater zu Vorlesungen, unterrichten aber auch selbst. Außerdem arbeiten Sie an Ihrem eigenen Forschungs-Projekt, dem wesentlichen Bestandteil ihrer Dissertation.

Studienverlauf

Je nach Fach, Hochschule und den persönlichen Voraussetzungen dauert die Promotion in den USA zwei bis vier Jahre. In dieser Zeit verfassen Sie auf der Grundlage Ihrer eigenen Forschung die Doktor-Arbeit (Dissertation). Darüber hinaus müssen Sie mehrere mündliche Prüfungen bestehen: Zum Einen die allgemeine Prüfung nach dem Ende der hochschulischen Pflichtkurse, zum anderen sollten Sie die Thesen Ihrer Doktorarbeit in einem wissenschaftlichen Streitgespräch (Disputation) verteidigen können

Voraussetzungen

Um in den USA promovieren zu können, benötigen Sie in der Regel ein ausgezeichnet bestandenes Master-Examen. In einigen (wenigen) Fällen ist auch der Einstieg nach dem Bachelor möglich. Außerdem gilt es, einige Vorab-Tests zu bestehen:

Hinreichende Englisch-Kenntnisse weisen Sie z.B. mit dem Zertifikat TOEFL bzw.  IELTS nach. Fachspezifische Aspekte können im sogenannten „Subject Test“ geprüft, und mit dem  „GRE“ abgekürzten „Graduate Record of Examination“ werden unter anderem die analytischen und mathematischen Fähigkeiten ausländischer Bewerber bewertet.

Ihrer Bewerbung sollte darüber hinaus ein Motivations-Schreiben beiliegen, in dem Sie Ihre Qualifikation für das spezifische Fach und Ihr Promotions-Vorhaben in den USA darlegen. Von Vorteil ist es hierbei, den potenziellen Doktorvater bzw. sein Forschungsgebiet im Vorfeld zu kennen und diese Informationen mit ihren Plänen übereinzubringen.

Bewerbung

Das Hochschulwesen in den USA wird nicht vom Bildungsministerium reguliert. Folglich gibt es auch keine allgemein verbindliche Sperrfrist, wann Ihre Bewerbung vorliegen sollte. Dennoch können Sie sich merken: Bei einem Promotions-Studium zum Herbst-Semester (d.h. zwischen Ende August und Anfang September) sollten Ihre Unterlagen zwischen Januar und März eingehen. Also: ca sechs bis neun Monate vor dem geplantem Studienstart.

In einigen Fällen gewähren die Einrichtungen auch Nachfristen (sog. „rolling admissions“), wenn z.B. nach Ablauf der Zeit noch Plätze für qualifizierte Promovenden zu vergeben. Genauere Informationen dazu erteilt die Verwaltung Ihrer Ziel-Universität in den USA.

Wer seine Dissertation in Amerika schreiben möchte, sollte also auch auf einen hohen Verwaltungs-Aufwand gefasst sein – vorab und während dessen. Daher auch hier der Tipp: Starten Sie möglichst früh mit der Planung Ihres Promotions-Vorhaben in den USA (mindestens 12 bis 18 Monate).

Promovieren in Kanada

Das Promotions-Studium in Kanada besteht in der Regel aus einem vier bis sieben Jahre dauernden Vollzeit-Studium. Die Verleihung des Doktorgrades (häufig: „PhD“) verlangt von den Doktoranden zuvor eine gewissenhafte Forschungsarbeit sowie einen abschließenden Vortrag über das Thema der Arbeit (Rigorosum).

Voraussetzungen

Um in Kanada zu einem ersten Promotionsstudiengang zugelassen zu werden, benötigen Sie neben einem als ausgezeichnet bewerteten Master-Examen mindestens zwei Empfehlungsschreiben Ihrer Heimat-Universität sowie den Nachweis hinreichender Fremdsprachenkenntnisse.

Da in Kanada sowohl Englisch als auch Französisch als Amtssprache gelten, sollten Sie je nach Hochschule und Region ein entsprechendes Zertifikat: TOEFL / IELTS  (Englisch) beziehungsweise DELF/DALF (Französisch) vorweisen. Gegebenenfalls muss zuvor der fachliche Zulassungstest GRE (Graduate Record Examination) bestanden worden sein.

Weiterbildung

Neben den regulären „Doctoral Degrees“ gibt es dort die sogenannten „Postdoctoral Degrees“. Bei den „PostDoc“ abgekürzten Programmen handelt es sich um Studienangebote, mit denen bereits promovierte Akademiker gezielt auf eine Hochschullaufbahn vorbereiten werden. Inhaltlich konzentrieren Sie sich mehr auf den Forschungsaspekt ihres Fachs.

Dabei ebnen viele Doktorväter bzw. –mütter den Bewerbern den Zugang zu persönlichen Netzwerken, und damit zu potenziellen Geldgebern, um das Studium zu finanzieren, zum Beispiel durch spezielle Darlehen und Forschungs-Stipendien für Doktoranden, bezahlte Tätigkeiten in der Lehr-Assistenz und dergleichen.

Je nach Studiengang und Universität, muss der Anwärter in Kanada neben der eigentlichen Dissertation zusätzliche Leistungsanforderungen erfüllen, um den Doktor-Titel zu bekommen. Dazu zählt ein umfangreiches Literaturverzeichnis und der Nachweise verwendeter Quellen. Häufig gilt der Titel erst als offiziell, wenn die Dissertation veröffentlicht wurde (gegebenenfalls in einer zweiten Sprache).

Promovieren in Australien

Studium und Bildung in Australien erfreuen sich international großer Beliebtheit.  Nach Auskunft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erzielte der australische Staat unter anderem mit den Erträgen aus Studiengebühren sowie Lebenshaltungskosten ausländischer Studierender (nach Rohstoffen und Tourismus) seine dritthöchsten Anteile am BIP des Jahres 2010.

Das liegt unter anderem an den hohen Qualitätsstandards, die die Regierung für die akademische Ausbildung ansetzt und durch staatliche Organisationen mehrfach kontrollieren lässt. Das gilt auch für das Promotions-Studium in „Down Under“.

Studienverlauf

Wenn Sie Ihre Dissertation in Australien verfassen, verbringen Sie bis zu ihrem Abschluss rund drei Jahre mit Forschungsarbeiten. Damit unterscheidet sich australische Promotion wesentlich von der in Deutschland. Dadurch, dass der Doktorvater bzw. die Doktormutter während dieser Zeit wenig Einfluss auf die Arbeit nimmt, trainieren die Promovenden auch ihre Selbstmotivation und strukturiertes Arbeiten.

Die Stärke im Hochschulsystem vieler englischsprachiger Länder besteht unter anderem in der Praxis des wissenschaftlichen Diskurses. Dementsprechend werden Fehler in der Arbeit durch Diskussionen bereinigt.

Die Doktor-Arbeit besteht aus drei Phasen: Der Orientierung, der Vorstudie und der Niederschrift. Nach jedem Abschnitt wird die Arbeit geprüft (man spricht in diesem Zusammenhang auch von der „Confirmation“ bzw. dem „Progress Report“). Findet die abschließende Prüfung positiv beschieden, ist damit auch der Dissertationsprozess abgeschlossen.

Geistes- und Sozialwissenschaftlern wird dann der Titel “Doctor of Philosophy” (kurz: PhD) verliehen. Am Zusatz „in“ lässt sich erkennen, in welchem Fach Sie promoviert haben (z.B.  „PhD in International Business“). Im Gegensatz dazu werden beispielsweise Ärzte nach ihrer Promotion international als  „Medical Doctor“ (kurz: MD)  bezeichnet.

Voraussetzungen

Um zur Promotion in Australien zugelassen zu werden, benötigen Sie neben hinreichenden Sprachkenntnissen (nachzuweisen durch TOEFL oder IELTS) in der Regel einen herausragenden Abschluss eines Master-Studiengangs (international: „Graduate Degree“). Darüber hinaus wird bei außergewöhnlichen Leistungen auch Absolventen eines Bachelor-Studiengangs der Zugang zu einem Promotions-Studiengang gewährt ( „Bachelor Of Honours“).

Finanzierung

Das australische Promotions-Studium kostet zwischen 11.000 und 18.000 AUD (entsprechen ca. 8.000 bis 13.500 Euro) jährlich. Um den Promovenden die wissenschaftlich größtmögliche Unabhängigkeit zu gewähren, ist es in Australien nicht üblich, die Doktorarbeit vollständig durch Unternehmens-Stipendien zu finanzieren. Stattdessen können Sie ein Stipendium beantragen und es ggf. durch Projektgelder aufstocken.

Promovieren in Neuseeland

Die neuseeländische Hochschullandschaft zählt unter anderem acht Universitäten und 21 Fachhochschulen. Wer hier seine Dissertation schreibt, verbringt zwischen zwei und fünf Jahren unter dem Dach der Alma Mater, bevor ihm der Titel als „PhD“ (Doctors of Philosophy) verliehen werden kann.

Dabei handelt es sich um eine allgemeine Bezeichnung des „Doctoral Degree“, dem gegebenenfalls die Fakultät hinzugefügt wird (International Laws and Politics, Education, Engineering, Commerce etc.). Die Dissertation wird üblicherweise schriftlich eingereicht, hinzu kommt eine mündliche Prüfung (Disputation oder Rigorosum) über das Thema der Doktorarbeit.

Voraussetzungen

Um zu einem Promotions-Studium in Neuseeland zugelassen zu werden, benötigen Sie neben einem als “ausgezeichnet” bewerteten Master-Examen ein Motivationsschreiben und mindestens zwei Referenzen Ihrer Heimat-Universität.

Gute Voraussetzungen für die Promotion bringt mit, wer zuvor einen „research-based“ Master-Studiengang im Ausland absolviert hat, da dieser –im Gegensatz zum „coursework-based“ Studium – einen intensiven Forschungsanteil aufweist.

Doch ist ein „forschungsbasierter“ Abschluss nicht zwingend notwendig. Stattdessen stehen Lernwilligen in „Mittelerde“, sobald sie nicht zur Schule gehen müsse, zahlreiche Wege offen, um persönliche Ziele zu definieren und zu erreichen.

Hohe Standards

Am sprichwörtlich „anderen Ende der Welt“ erwarten sie nicht nur eine atemberaubende Naturkulisse zwischen Vulkanen, Gletschern und Regenwald und die berühmt-berüchtigte Gelassenheit der „Kiwis“. Ein Studium in Neuseeland steht vor allem für hohe Standards in Lehre, Forschung und der Betreuung ausländischer Studierender.

Mithilfe des sogenannten „Code Of Practice“ gewährleistet und kontrolliert die Regierung wichtige Rahmenbedingungen für Weiterbildungen aller Art. Unter anderem steht Ihnen in allen Phasen des Promotionsstudiums ein „Supervising Professor“ zur Seite (ähnlich dem Doktorvater in Deutschland).

Tipp: Falls Ihnen Ihr Betreuer das Du anbieten solltet – nicht wundern. Zumindest in Neuseeland ist das nicht ungewöhnlich…!

Finanzierung

Promotionsstudiengänge werden in der Regel durch verschiedene Fördergelder und Stipendien finanziert. Das Uni-Budget für Doktoranden mit internationalem Hintergrund ist begrenzt, aber vorhanden. Damit lassen sich z.B. die Studiengebühren oder die Lebenshaltungskosten (ganz oder teilweise) abdecken.

Je nach Hochschule und Fakultät können sich Promovenden auch in der Lehr-Assistenz etwas dazu verdienen. Über weitere Fördermodelle informiert Sie u.a. der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD).

Weiterführende Links

Doktorandenforum – Infos und Linksamlung für Doktoranden mit Auslandsplänen
Bildung News – Ratgeberportal zu Bildungsthemen, u.a. Promotion

Anne Klein
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