Ohne Abitur zum Studium

Hätten Sie’s gewusst? Auch ohne Abitur oder Fachabitur können Sie ein reguläres Studium aufnehmen. Das ist gerade für diejenigen interessant, die erst nach einer Berufsausbildung oder nach einigen Jahren Berufstätigkeit feststellen, dass sie ein staatliches Examen an einer Uni oder einer FH erwerben möchten.

Nur weil man nicht auf direktem Weg ins Studium startet, ist der Zug noch lange nicht abgefahren: Es bieten sich immer noch Möglichkeiten, ein Studium zu absolvieren.

Die Gewissensfrage

Vielleicht haben Sie sich ganz bewusst gegen ein Studium entschieden, wollten früh in die Ausbildung und danach eigenes Geld verdienen? Aber manchmal kommt man an einen Punkt, an dem es ohne Studium auf der Karriereleiter gar nicht oder nur schwer voran geht.

Vielleicht ist auch nur das Gefühl, einen entscheidenden Teil in der Persönlichkeitsentwicklung verpasst zu haben. Was auch immer Sie suchen – finden Sie es heraus. Dazu haben Sie die Wahl zwischen rund 400 Universitäten und Fachhochschulen – auch ohne Abitur.

Aber Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass sich Ihr ganzes Leben ändern wird: Sie haben wesentlich weniger Geld zur Verfügung, gehören eventuell zu den Ältesten im Seminar oder in der Vorlesung, stehen vor ganz neuen intellektuellen Herausforderungen usw.

Wer zweifelt, sollte lieber die Finger davon lassen. Diejenigen, die sich dennoch für ein Studium entscheiden, sind in der Regel hochmotiviert und ziehen es konsequent durch. Eine gute Alternative zum Vollzeitstudium ist ein Fern- oder Teilzeitstudium, falls Sie nebenbei arbeiten möchten oder Ihre Familie versorgen müssen.

Im Studienjahr 2010/2011 waren es 2,1 Prozent aller Studierenden, die ohne eine klassische Hochschulzugangsberechtigung eingeschrieben sind, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in einer Studie ermittelt hat. Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen die Zahl bei etwa einem Prozent lag, ist dies ein unglaublich steiler Anstieg.

Aber im Vergleich zum Ausland hinken wir immer noch gewaltig hinterher, was das Studium ohne Abitur betrifft: In Schweden besitzen zum Beispiel 36 Prozent der Studierenden keine klassische Hochschulreife.

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Wie das geht

Berufserfahrung ist ein wesentlicher Faktor bei der Zulassung zu einem Studium ohne Abitur. Oft wiegt eine abgeschlossene Berufsausbildung in Kombination mit mehreren Jahren Berufserfahrung den fehlenden Abschluss auf. Dabei muss in der Regel der Beruf fachlich zum angestrebten Studiengang passen.

Vor allem mit einer bestandenen Meisterprüfung kann man relativ problemlos zum Studium zugelassen werden. Das ist allerdings je nach Bundesland unterschiedlich, denn jedes Land hat in dieser Hinsicht seine eigenen Richtlinien.

Weitere mögliche Voraussetzungen zur Zulassung sind zum Beispiel ein zwei- bis viermonatiges Probestudium, ein studiengangspezifischer Zulassungstest oder auch persönliche Gespräche mit den zuständigen Professoren oder Dozenten. Zum Teil spielen auch Alter, Ausbildungsnoten und Wohnsitz eine Rolle.

Prinzipiell gilt, dass es für jedes Fach die Möglichkeit gibt, durch andere Voraussetzungen als durch das Abitur zugelassen zu werden – nur in Bayern stehen nicht alle Studienrichtungen für jeden Bewerber offen.

Was zu beachten ist

Wenn Sie ohne Abitur oder Fachabitur zu einem Hochschulstudium zugelassen werden, können Sie zwar später noch den Studienort, nicht aber das Studienfach wechseln.

Sollten Sie sich also für ein Studium ohne Abitur interessieren, erhalten Sie auf den Internetseiten des Kultus- oder Wissenschaftsministeriums Ihres Bundeslandes genauere Informationen, welche Regelungen für Ihr Land gelten.

Die meisten Studierenden ohne Abitur oder Fachabitur sind mit 4,2 Prozent in Nordrhein-Westfalen vertreten. Das liegt allerdings hauptsächlich an der Fernuni Hagen, an der sich der größte Teil dieser Bewerber einschreibt.

Weiterführende Links

Studieren ohne Abitur – Informationen von bildungsserver.de

Anne Klein
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