Kochportale & Kochcommunities

Kochen als Monopol von Hausfrauen und gesetzten Herren mit turmhohen Mützen? Die Zeiten sind vorbei. Heutzutage ist Nahrungsproduktion ein mediales Großevent – mit Küchenprofis wie Jamie Oliver oder Tim Mälzer als „Popstars“ der Kulinarik-Szene. Auch Studierende schwingen immer häufiger den Kochlöffel.

Inspirationen en gros liefert das Internet. Eine überaus praktische Einrichtung, denn einen beträchtlichen Teil seiner Zeit verbringt der Akademikernachwuchs ohnehin im Internet.

Kulinarische Communitys

Vor allem, wenn es entweder an eigenem Kochwissen oder – mut fehlt (oder dem geeigneten Kochbuch), liegt es nahe, die virtuelle Suchmaschinerie für Rezeptvorschläge zu bemühen.

Über 67 Millionen Treffer vermeldet Google.de, wenn Sie ganz allgemein “Rezepte” suchen (Stand: September 2011). Das riesige Angebot spiegelt sich zuletzt in den zahlreichen Online-Plattformen rund ums Kochen.

Weltweit tauschen in dort rund 60 Millionen User Rezepte aus – von traditonell bis experimentell, von Hausmacherkost bis Haute Cuisine. Doch längst sind diese Kochportale nicht mehr nur ausgesprochenen Helden hinterm Herd vorenthalten.

In Zeiten des Web 2.0 haben sich diese Seiten zu eigenständigen sozialen Netzwerke entwickelt. Zu virtuellen Gemeinschaften, in denen alles stattfindet, was auch sonst zwischen Tisch und Desktop Platz hat.

Wer sich hier registriert, kann eine eine eigene Profilseite mit persönlichem Blog erstellen, seine Lieblingsrezepte samt Bildern und Videos hochladen. Er kann sich mit anderen Nutzern “befreunden”, Garzeiten mit Online-Spielen vertreiben oder Beiträge bewerten (lassen).

Die Community-Mitglieder organisieren sich in Gruppen, geben sich gegenseitig Tipps rund um Küche, Gastlichkeit und Haushalt, Einrichtung und Ernährung.

Bannerwerbung und Sponsoring

Kochportale völlig ohne kommerziellen Hintergrund sucht man allerdings nahezu vergebens. Denn ebenso, wie sich Unternehmen bei Facebook usw. um die sozial vernetzte Klientel bemühen, versorgen sie die Nutzer der Küchen-Communitys mit relevanten Werbeinhalten:

Sei es durch Kochbücher-Vergleichstests (inklusive Online-Shopping-Link) oder Angabe von Zutaten bestimmter Hersteller. Ihre Namen erscheinen als Sponsoren von Foto- und Video-Wettbewerben oder ganz herkömmlich in Online-Bannerwerbung.

Dabei platzieren sich längst nicht mehr nur Verlagshäuser und Lebensmittelproduzenten und Online-Shopping-Portale in Kochportalen. Die Agentur pressetext.com (pte) ermittelte 2008 einen Autohersteller, eine Luftfahrtgesellschaft, eine Bank und einen Telekommunikations-Dienstleister unter den Top-Werbekunden im Bereich Essen und Kochen.

Online-Kochportale: Das Ende des Kochbuchs?

Rezepte online austauschen, nach Anregungen stöbern oder sofort finden. Keine Frage: Kochen verbindet – User untereinander, aber auch Werber mit Usern. Das haben Koch-Communitys herkömmlichen Rezeptsammlungen voraus.

Doch ist dadurch auch das Ende für das gedruckte Kochbuch einläutet? Cornelia Krause vom Online-Magazin LEO wiegelt ab: “Der Computer in der Küche hat sich noch nicht durchgesetzt.” – Das war 2007, rund drei Jahre vor dem Siegeszug der Tablet-PCs. Somit ist dieses Argument mindestens aufgeweicht.

Woran es nutzergenerierten Kochseiten nach wie vor mangelt, ist der professionell-redaktionelle “Qualitäts-Filter”, wie er bei herkömmlichen Kochbüchern zunächst einmal vorausgesetzt werden darf. Und darin unterscheiden sich virtuelle Küchen-Netzwerke nicht wesentlich von anderen Inhalten des Web 2.0. Die Geschmäcker bleiben eben verschieden.

Weiterführende Links:

RezepteOhneKohlenhydrate.net – Rezepte und Ernährungstipps von Eva Fuchs
Chefkoch – “Größte Koch-Community Europas” , 8,09 Mio Unique User (Stand: 01/11)
Lecker Magazin
– Magazin “Kochen & Genießen” online, Deko-Tipps, Starköche, Shops
Rezepte Nachkochen
– Design jugendlich, “Asiatisch” bis “Weihnachten”, Lexikon, Magazin
Das Kochrezept
– Rund 84.000 Rezepte, Cocktails, Forum, Shopping und Videos Kochmonster – Für Männer: Technik, Wissen & Rezepte u.a. nach Zeit und Anmachfaktor
LEO – Lingua et Opinio (TU Chemnitz), Studentische Zeitschrift zu Sprache & Kommunikation

Fabian Köhler