Richtige Ernährung – eine Gewohnheitssache

Viel Wasser trinken, regelmäßiger Sport, lieber Vitamine als Fett – Eigentlich ist es klar, was dem Körper gut tut. Andererseits amtieren die Deutschen als Europameister in Sachen Übergewicht. Woran liegt das? Kurz gesagt: An der Gewohnheit. Warum also gewöhnen wir uns nicht gleich eine gesunde Lebensweise an?

Wir haben alles – und falls nicht, wissen wir, wen wir damit beauftragen müssen, es uns zu besorgen. Wer das Tagesmenü nicht erst jagen oder sammeln muss, greift beherzt zu.

Wozu sind Gewohnheiten gut?

Und zwar häufig einfach aus Lust, nicht aus Hunger. Schließlich stehen uns lebenslang und ganzjährig alle möglichen Nahrungsmittel zur Verfügung. Dass irgendwas schief läuft, wird vielen erst bewusst, wenn sie die Folgen spüren:

Wenn z.B. die Lieblingshose in der Hüfte kneift oder sie das Treppensteigen schon in der zweiten Etage aus der Puste bringt. Die gute Nachricht wiederum lautet:

Sie können es ändern – und zwar genauso, wie Sie die Pfunde auf die Hüften geschaufelt haben: durch Gewohnheit. Denn: Gewohnheit ist Gewohnheit – ohne Bewertung, ob “gut” oder “schlecht”. Schließlich erfüllen Gewohnheiten eine wichtige Funktion: das System (sprich: Körper und Seele) stabil am Laufen zu halten.

Wie eine Maschine, die -einmal eingestellt – dauerhaft läuft und läuft und läuft. Der “Ingenieur” in unserem Fall ist das Gehirn. Und je seltener das Gehirn diese Einstellung vornehmen muss, desto stabiler läuft auch das ganze System.

Wer sich also einmal an Pizza und Pommes als Nahrungsgrundlage gewöhnt, wird ohne Leidensdruck wenig Anlass haben, etwas zu ändern.

Raus aus der Komfortzone

Wer sich allerdings in seiner Haut nicht mehr wohl fühlt, muss raus aus der Komfortzone. Hin zu mehr Bewegung und weniger Dickmachern auf dem Tisch. Daher ist es wichtig, sich eine neue (gesündere) Verhaltensweise anzugewöhnen.

Das geschieht, indem wir bestimmte Dinge so oft und regelmäßig praktizieren, bis wir nicht mehr darüber nachdenken: “Was darf ich essen?”, “Wie sorge ich für mehr Bewegung im Alltag?”, “Wo lauern die Zucker- und Fettfallen?” usw.

Doch eben dieses Nachdenken ist es, dass das Gehirn anstrengt, dem Körper unbequem wird und die Seele verunsichert. Und je ehrgeiziger das körperliche Ziel, desto radikaler ist die (im wahrsten Sinne) “neue Einstellung” des Gehirns.

Irgendwo zwischen Vorhaben und Ziel macht sich die Sehnsucht nach dem alten Komfort breit. Damit steigt die Gefahr, dass das Unternehmen “richtige Ernährung” scheitert.

Kleine Schritte

Daher: Seien Sie gnädig zu sich. Niemand läuft einen Marathon aus dem Stand. Ebenso sind Pläne zum Scheitern verurteilt, von jetzt an ausschließlich Gesundes zu essen und auf die so geliebten Dickmacher konsequent zu verzichten.

Besser: Fangen sie mit kleinen Schritten an. Wer abnehmen will, muss regelmäßig Nahrung zu sich nehmen. Damit versorgt er seinen Körper stetig mit Energie, außerdem verfällt er nicht so schnell dem unkontrollierten Heißhunger.

Chips und Schokolade erlaubt

Sie müssen ab jetzt nicht alles anders machen. Aber versuchen Sie sich regelmäßig daran zu erinnern, wenigstens etwas anders zu machen als bisher: Stillen Sie den Hunger auf Süßes auch mal mit Obst, gehen Sie am Abend eine Runde spazieren anstatt ihn nur auf dem Sofa vor dem Fernseher zu verbringen.

Sorgen Sie dafür, dass eine Flasche Wasser neben Ihnen auf dem Schreibtisch steht. Steigen Sie auf dem Weg zu Uni zwei Haltestellen früher aus. Geben Sie auch mal der Lust auf Chips und Schokolade nach, aber: tun Sie es ausnahmsweise, bewusst und genießen Sie es.

Möglichkeiten, sich zwanglos gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen gibt es genug. Gerade, weil wir das Glück haben, (fast) alles (fast) überall haben zu können, sollten wir nicht das erste, sondern das beste für uns aus allem heraussuchen.

Fabian Köhler