Kritische Internet-Recherche

In einer Demokratie darf jeder seine Meinung in Schrift, Wort und Bild frei äußern. Das gilt auch für das Internet. Doch, wo theoretisch jeder User Daten ungefiltert veröffentlichen darf, steigt auch die Gefahr, auf Manipulation und Fehlinformationen zu stoßen. Seien sie bewusst lanciert oder nur nachlässig recherchiert.

Zensierende Maßnahmen existieren zwar, sind aber relativ einfach zu umgehen. Daher ist es umso wichtiger, die Netzfundstücke einer kritischen Überprüfung zu unterziehen.

Woran erkenne ich eine glaubwürdige Seite?

Verlässliche Fakten sind gerade bei wissenschaftlichen Arbeiten unabdingbar. Um sicherzugehen, dass Sich die Informationen auf dem Bildschirm auch bedenkenlos zitieren dürfen, sollte Sie einigen Prüfkriterien standhalten:

Wer schreibt?

Ist auf der Website ersichtlich, wer den Beitrag verfasst hat? Hat der- oder diejenige bereits ein Renommée unter Fachleuten? Achten Sie hierbei auch auf die Domain-Endung. Sie sollte mindestens Hinweis geben auf das Land (.de für Deutschland, .de für Frankreich) geben. Darüber hinaus gibt es auch Domains, die die Institution beschreiben: .com oder .org sind teurer und werden daher häufig von Unternehmen verwendet, .gov steht für Regierungsorgane der USA usw.

  • Impressum

Über Autorenschaft informiert darüber hinaus das Impressum. Fehlt es, macht sich der Betreiber der Seite gemäß Telemediengesetz strafbar. Um die Informationen zum Domain-Inhaber zu überprüfen, hilft eine kostenlose Anfrage bei Denic – der zentralen Registrierungsstelle für alle .de- Domains – weiter.

Warum schreibt er?

Wie deutlich wird seine / ihre Motivation aus dem Artikel? Handelt der Autor im eigenen Namen oder im Auftrag einer Institution? So belegen oft rechtsradikale Verbände traditionell liberale und “linke” Themen des Zeitgeschehens, um unterm Strich auf ihre eigene Arbeit aufmerksam zu machen.

Auch sind Zweifel an der Unabhängigkeit der Meinung angebracht, wenn Sie Ihre Information von Websites mit der Domain-Endung .cn haben. In China ist freie Meinungsäußerung nach wie vor Mangelware.

Doch viel häufiger im Netz ist das Thema Sponsoring. Gibt es Hinweise auf Verbindungen zu Wirtschaftsunternehmen oder anderen Intressensgruppen? Beachten Sie auch das Verhältnis von Werbung zu redaktionellen Beiträgen. Gibt es inhaltliche Bezüge zu Marken oder bekannten Betrieben oder sogar direkte Links im Text?

Wie schreibt er?

An wen wendet sich der Autor (Studierende, Wissenschaftler, Konsumenten, Wähler, Klienten etc.)? Ist der Beitrag sachlich verfasst oder eher emotional? Klingen die Aussagen einseitig oder bezieht sie unterschiedliche Argumentationen mit ein?

Womit begründet der Autor seine Äußerungen? Bezieht er sich auf verlässliche Ergebnisse (Fachliteratur, Studien, Autoritäten einer Diziplin etc.)? Nennt er seine Informationsquellen oder führt er sogar eine Linkliste an?

  • Hoaxes

In diesem Zusammenhang wichtig sind bewusst gestreute Falschmeldungen (sogenannte “Hoaxes“). Sie zeichnen sich unter anderem durch reißerischen Jargon oder dramatische Warnungen (z.B. vor Computer-Viren) aus. Häufig fordern Sie zum Weiterleiten der Informationen auf (Kettenmails, Gewinnspiele) oder versuchen, durch emotionale Botschaften an das Geld der Empfänger zu kommen (krebskranke Kinder in Arizona unterstützen etc.).

Im günstigsten Fall verursachen sie nur unnötigen Traffic. In diesem Fall hilft nur: Ignorieren, sofort löschen – und auf keinen Fall mitgeschickte Anhänge öffnen.

Ist die Seite aktuell?

Wer seine Seite laufend aktualisiert, dem kann ein ernstzunehmendes Interesse daran zumindest unterstellt werden. Auch gut, wenn einzelne Artikel mit Datum versehen sind.

Was sagen die anderen?

Beziehen sich andere Seiten auf die vorliegende?  Eine gute Reputation im Netz ist ein Indiz dafür, dass Sie ihr vertrauen können. Wie (häufig) äußern sich andere User über diese Domain und ihren Content? Finden Sie sie auch in Yahoo, Google oder Web.de?

Wird die Seite eventuell sogar in Indices wie dem Librarians’ Internet Index oder dem Internet Scout Project erwähnt? In diesem Fall ist die Information als glaubwürdig einzustufen.

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn sich frappierende Ähnlichkeit zu anderen Seiten-Inhalten offenbaren. Zur Stichprobe einfach eine kopierte Passage in Anführungszeichen bei Google eingeben. Alternativ fandet die Suchmaschine Copyscape nach Plagiaten.

Weiterführende Links

Text Gold – Umfangreiche Infos zum Texten im Internet, SEO usw.
Die Zeit – Artikel über “Lügen im Netz” (gelesen: 29.01.13, 17:49 Uhr)

Fabian Köhler