Die neue Art der Jobsuche: Online-Karrierenetzwerke

Social-Networking heißt längst nicht mehr nur, Partybilder seiner Freunde mit “Gefällt mir”-Button zu markieren. Karriere- bzw. Business-Netzwerke spielen im Berufsleben eine immer größere Rolle. Schließlich bieten sie die Möglichkeit, unkompliziert geschäftliche Kontakte herzustellen und zu pflegen.

Vom Erstkontakt zwischen ehemaligen Kommilitonen bis zur Vernetzung von Fach- und Führungskräften. Der große Vorteil ist es, dass sich die Netzwerke selbst regulieren: Interessante Mitglieder werben ebensolche und bestimmen damit den Marktwert und die Attraktivität der jeweiligen Plattform.

Karrierenetzwerke richtig nutzen

Die Karrierenetzwerke sind nicht mit sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter zu verwechseln. Zwar können darüber auch Jobkontakte geknüpft werden, jedoch überwiegt dort immer der private Aspekt.

In Business-Netzwerken stellen Arbeitgeber wie -nehmer zunächst ihre persönlichen Profile ein. Sie informieren mit dieser “interaktiven Visitenkarte” unverbindlich über ihre Schwerpunkte, ihren Werdegang sowie ihre Interessen bzw. Produkte.

Ein wichtiger Pfeiler der virtuellen Karrierenetzwerke ist die Pflege alter Kontakte, wie z.B. ehemalige Schulkameraden, Kommilitonen oder Arbeitskollegen. Dank “Vitamin B” ergeben sich nicht selten wichtige Berufschancen.

Ebenfalls wichtig ist das Knüpfen neuer Kontakte. Über Suchfunktionen, branchenspezifische Gruppen oder Foreneinträge kann man mit der Zeit passgenaue Netzwerke schaffen. So profitieren die Mitglieder im Idealfall wechselseitig von ihrem Fachwissen und Know-how. Für alle, die sich beruflich weiterentwickeln möchten, ist das eine gute Hilfestellung.

Qualitativ hochwertige Portale bieten nicht nur Kontakt- und Jobbörsen an. Sie geben Expertenratschläge, z.B. für Bewerbungsgespräche und posten Branchen-News. Häufig kann zwischen einem kostenfreien und einem kostenpflichtigen Account gewählt werden, der zusätzliche Funktionen bietet.

Die neue Art der Stellensuche

Die virtuellen Karrierenetzwerke ersetzen als Stellenmärkte zunehmend die klassischen Zeitungsinserate: Die Unternehmen können ihre Wünsche exakt formulieren und durch Filterfunktionenan die gewünschte Zielgruppe adressieren. So ersparen sie sich die Investition in kostspielige Annoncen. Gleichzeitig ist die Reichweite um ein Vielfaches größer.

Bei der Sichtung der Bewerber entfällt unzähliges Papiermaterial. Bei konservativen Verfahren füllten die Bewerbungsmappen letztlich nur noch die Schränke. Für jeden Bewerber waren sie allerdings mit Kosten und Mühen verbunden.

Auch ohne dass Mitglieder in ihrem Netzwerk den Wunsch nach beruflicher Veränderung äußert, können für sie ungeahnte Perspektiven entstehen: Firmen beschäftigen häufig sogenannte Headhunter: Sie gehen in den Netzwerken auf die Pirsch nach geeignetem Personal.

Eigeninitative zeigen

Schüchternheit ist in den Karrierenetzwerken fehl am Platz: Besser ist es, durch Eigeninitiative Interesse bei Wunsch-Gesprächspartnern zu wecken und zu demonstrieren, dass man ernsthaft interessiert ist. Am besten fragen Sie direkt nach, ob Kontakte zu bestimmten Partnern hergestellt werden können. Und bitten Sie zeitnah um ein erstes Telefonat oder Treffen.

Eine gute Möglichkeit ist es, sich mit interessanten Forenbeiträgen einzubringen. Dabei sollten Sie Kompetenz beweisen und weniger durchscheinen lassen, dass Sie sich vielleicht umorientieren. Und übertreiben Sie es nicht: Wer überall mitschreibt, legt den Verdacht nahe, dass er in seiner Arbeitszeit chattet.

In jedem Fall sollten Sie Recherchen über Ihre Gesprächspartner anstellen: studieren Sie z.B. die Profile, Unternehmensentwicklung, Produkte und den Marktwert. Aufschlussreich kann es sein, nach aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern einer Firma zu recherchieren.

Achtung Fettnapf und Stolperfallen

Auch in den virtuellen Karrierenetzwerken gelten bestimmte Umgangsregeln. Da digitale Spuren kaum mehr rückgängig gemacht werden können, sollte folgendes beachtet werden:

  • Bedenken Sie, dass ihr aktueller Chef mitlesen kann. D.h. er sieht, ob ihre Kontaktliste z.B. auch Konkurrenzfirmen beinhaltet. Suchen Sie also besser diskret und schützen Sie ihre Kontaktliste.
  • Erwecken Sie nicht den Eindruck, dass Sie gezwungen sind, ihren Job zu wechseln. Dieser Schritt sollte immer freigewählt erscheinen. Legen Sie sich gute Argumente zurecht, warum Sie sich neuorientieren. Zeigen Sie die Vorteile für Ihre Entwicklung auf.
  • Aktualisieren Sie regelmäßig Ihr Profil. Nur so bleiben Sie interessant.
  • Charakterisieren Sie sich lieber in prägnanten Stichworten als in langen Sätzen.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Freizeitinteressen nicht fehlinterpretiert werden können: Paintball oder Kneipenabende zu nennen ist ungünstig. Volleyball hingegen zeigt Teamfähigkeit oder Schach Spaß an Logik und Strategie.
  • Wahren Sie den guten Ton. In Foren und Chats sollten Sie niemals lästern oder Persönliches bzw. Firmeninterna ausplaudern.
  • Achten Sie darauf, dass Firmen und Headhunter gerne parallel in anderen Netzwerke suchen. Vermeiden Sie also peinliche Partybilder und Kommentare bzw. sperren Sie Ihren Account entsprechend.

Virtuelle Karrierenetzwerke für alle

Die wichtigsten Namen im Business Networking sind LinkedIn und XING.

  • LinkedIn ist mit mehr als 187 Millionen Mitgliedern in über 200 Ländern das weltgrösste Karrierenetzwerk. Das Unternehmen hat seinen Stammsitz in Kalifornien.
  • XING dominiert jedoch den deutschsprachigen Raum: über 12 Millionen Mitglieder gibt es weltweit, davon ca. 5,5 Millionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bis 2006 hieß das Netzwerk noch openBC.
  • Facebook in der Kombination mit den Apps beKnown und BranchOut. Mit den Apps kann das soziale Netzwerk Facebook zum Karrierenetzwerk werden: private Facebook-Inhalte, wie z.B. Bilder, werden für den berufliche Zugang gesperrt. Die Inhalte können auf kooperierende Seiten importiert werden. Auf bestehende berufliche Facebook-Kontakte wird zurückgegriffen. BeKnown kooperiert z.B. mit monster.de und LinkedIn.

Weitere Karrierenetzwerke, inbesondere für Deutschland

  • careerloft – für Studenten und Absolventen
  • e-fellows – große Informationsplattform mit Karrierenetzwerk
  • monster.de – deutsches Pendant zur US-amerikanischen Seite
  • squeaker – deutschlandweit, speziell für junge Leute, viel Wert wird auf Erfahrungsberichte und Coachings gelegt
  • StepStone – Deutschland und Europa
  • your-mesh – für Geschäftskontakte und Produkte wie Dienstleistungen “Made in Germany”
  • de.jooble.org – ist ein internationales Stellenportal mit eigener Qualitätssicherung, unsere Partner in Deutschland sind Monster, Xing, StepStone, Stellenanzeigen, Yourfirm, Absolventa, Gigajob u.ä.

Karrierenetzwerke für Akademiker

  • academics – v.a. Deutschland, Österreich, Schweiz, aber auch international – vom Berufseinsteiger bis zum High Professional
  • ALPHAJUMP – für Geistes- und Sozialwissenschaften, Vernetzung von Studenten mit mittelständischen Unternehmen und Hochschulen und Professoren
  • careercv – Arbeitnehmer präsentieren sich mit Lebenslauf und werden von Unternehmen kontaktiert
  • eUni – internationale Karrierebörse
  • European Platform of Women Scientists – Vernetzung europäischer Wissenschaftlerinnen
  • Legal Careers – international, für Juristen
  • squeaker – u.a. auf junge Akademiker ausgerichtet
  • staufenbiel – deutschlandweit – Job- und Karriereportal des Staufenbiel Instituts

b2b (business to business) Netzwerke

  • Ecademy – englisch, auch mit deutscher Gruppe, die Mitglieder vertreten einen Werte-Kodex
  • jobsintown.de – Partnernetzwerk mit Regional- und Fachstellenbörsen
  • INDUSTRY Business Network – Deutschland, Österreich, Schweiz, für die Metallindustrie
  • Open Business Network– deutschlandweit
  • TürkBiz – zwischen türkischem und deutschen Arbeitsmarkt
  • XanXi – deutschlandweit, b2b, für Unternehmer, Entscheider und Existenzgründer
  • yammer.com – international, in die einzelnen Netzwerke können nur Mitarbeiter einer Firma eintreten. Es dient dem Datenaustausch und der Vernetzung.

Netzwerke für Führungskräfte

Netzwerke für spezielle Berufsfelder

  • anangu – deutschlandweit, für Fashion- und Lifestyle-Berufe
  • Bionity – für Fach- und Führungskräfte in den Naturwissenschaften
  • European creative business network – für Kreative und kulturschaffende Unternehmen in ganz Europa
  • Ingenieurweb – Karriere- und Informationsportal für technische Fach- und Führungskräfte

Almuni Netzwerke

Es gibt zahlreiche Alumni-Hochschulportale weltweit. Hier können ehemalige Kommilitonen wieder in Kontakt miteinander treten und sich in beruflicher Hinsicht miteinander verbinden.

 

 

Fabian Köhler