Selfstorage in Deutschland

Geschafft: Das Auslandsjahr ist geplant und finanziert. Bleibt noch eine Frage: Wohin mit dem Mobiliar aus der WG? Fahrrad, Bett, Regale, Kleiderschrank, Kücheninventar und Schreibtisch (samt Inhalt) müssen ja auch irgendwo bleiben, während Sie nicht in Deutschland sind. Die Antwort darauf lautet: „Selfstorage“.

Sie können Ihr Hab und Gut natürlich auch verkaufen. Das bessert zwar die Reisekasse auf, stellt Sie nach Ihrer Rückkehr aber vor das Problem der Wiederbeschaffung. Wer kann, verteilt seine Möbel und Gebrauchsgegenstände auf Verwandte, Freunde und Bekannte.

Was ist Selfstorage?

Wer die Gelegenheit in seinem direkten Umfeld nicht hat, mietet sich für die Zeit des Auslandsaufenthaltes einen speziell dafür ausgestatteten Lagerraum. Unter dem Stichwort “Selfstorage” bieten immer mehr Unternehmen ihre Lagerdienste an.

Die Anfänge der kommerziellen Lagerung vor allem in den USA zu suchen. Die ersten Lagerräume für Privatleute wurden 1958 in Fort Lauderdale, Florida, von der Familie Collum und ihrer Firma „Lauterdale Storage“ vermietet.

Einen Boom erlebte die Branche seit den 1990 Jahren. Dem wachsenden Bedarf an derartigen Lagermöglichkeiten folgten zahlreiche Firmen-Neugründungen. Allein in den Jahren 2000 und 2005 wurden in den USA über 3000 neue Selbstlager-Anlagen gebaut.

Etablierung in Deutschland

Mit Umwegen über Holland, Belgien und Frankreich kam die Idee schließlich auch nach Deutschland. Zwar kursiert hierzulande die direkte Übersetzung “Selbstlagerung”. Doch nicht zuletzt wegen der etwas schwammigen Bezeichnung setzt sich mit steigender Nachfrage eher das griffigere “Selfstorage” durch.

Als Vorreiter gelten die Firmen Lagerbox GmbH, Selfstorage „Dein Lagerraum“ GmbH und Secur, die in den Jahren 1997 und 2003 erste Lageranlagen errichteten beziehungsweise betrieben. 2003 wurde von den Branchenführern schließlich der Verband deutscher Selfstorage-Unternehmen e.V. gegründet. Zu den Aufgaben dieses Verbandes gehört es, verbindliche Lager-Standards für die ganze Branche zu schaffen.

Auf diese Weise sollte der Umgang mit Ämtern und Bürokratie vereinfacht werden, außerdem sollen sich Kunden auf eine gleichbleibende Qualität verlassen können. 2009 wurde schließlich vom Deutschen Institut für Normung (DIN) die Norm 15696 geschaffen: Unter dem Stichwort “Selbsteinlagerung – Anforderungen an Selbstlagerungsdienstleistungen” legt sie unter anderem folgende Grundsätze für Selfstorage-Unternehmen fest:

  • Öffnungszeiten: mindestens von 06:00 bis 22:00 Uhr
  • Belüftung und Beheizung: Temperaturen nie unter den Taupunkt fallen
  • Transport: Wagen vor Ort
  • Zugang: Jederzeit, persönlicher Code für Mieter (ohne Anmeldung)
  • Sicherheit: Mieteinheiten sind sichtgeschützt

Standorte und Zielgruppen

Im Jahr 2010 waren etwa 60 Selbstlagerungs-Anlagen in Deutschland verzeichnet. Selfstorage-Angebote werden in der Regel dort gut angenommen, wo Wohnraum knapp und/oder teuer ist (sprich: besonders in Großstädten wie Hamburg, München, Köln und Berlin).

Zu den wichtigsten Kunden von Selfstorage-Unternehmen gehören Menschen, die berufs- oder studienbedingt für längere Zeit den Aufenthaltsort wechseln (In- oder Ausland). Aber auch Studenten, die vorübergehend in eine kleinere Wohnung ziehen und ihr übriges Inventar zwischenlagern wollen.

Denn häufig ist es günstiger, einen Lagerraum anzumieten als während der Abwesenheit eine komplette Wohnung ungenutzt zu unterhalten. Da mittlerweile viele Unternehmen ihre Waren ausschließlich über das Internet anbieten, greifen auch die Betreiber von Online-Shops und -Versandhandlungen auf Selfstorage-Konzept zurück. Daher sind entsprechende Unternehmen auch in Städten wie Hannover oder Leipzig  präsent.

Vorteile des Selfstoring

Miet-Lagerräume benötigen grundsätzlich wenig Personal. Daher sind sie relativ günstig, und zwar auch bei kurzen Mietzeiträumen. Hinzu kommen großzügig geregelte Öffnungszeiten. Daher können Mieter nahezu jederzeit auf Ihre Waren zurückgreifen.

Hub- und Rollwagen stehen vor Ort bereit (oft sogar kostenlos). Daher können Mieter den Lagerraum unkompliziert be- und entladen. Einige Self-Storage-Unternehmen verfügen über einen zusätzlichen Concierge-Service. sprich: Mitarbeiter, die die nicht nur Warenlieferungen entgegennehmen, sondern auch Pakete und Briefe versenden.

Wer das Volumen seines Warenbestandes im Vorfeld berechnet, kann sich einen bedarfsgerechten Raum dafür mieten. Schließlich benötigen beispielsweise Firmen, die ihre Akten einlagern wollen, in der Regel einen anderen Raum als Unternehmen, die Ihren Fuhrpark oder Sportboot-Flotte zeitweise unterbringen müssen.

Für die Sicherheit ist in der Regel auch gesorgt: 24-Stunden-Videoüberwachung sowie nächtliche Bewachung durch Sicherheitsdienste gewährleisten Schutz vor Einbrechern. Darüber hinaus sind die Lagerräume natürlich versichert.

 

 

Bildquelle: Selbstlagerbox.de

Fabian Köhler