Studienplatzabsage – Abgelehnt, was nun?

Doppelte Abiturjahrgänge und der Wegfall der Wehrpflicht gehörten in jüngster Vergangenheit zu den am meisten diskutierten Themen im Bildungssektor. Das provoviert natürlich die Frage nach genügend Studienplätzen und Wohnraum. Und nebenbei: Was machen die, die beim Bewerbungverfahren leer ausgehen?

Schließlich muss man keinen Master in Mathematik haben, um zu erkennen: Je mehr Menschen einen einzigen Studienplatz wollen, desto mehr werden auch abgelehnt. Da ist es gut, einen Plan in der Hinterhand zu haben.

Alternative Anbieter u.a. im Fernstudium

Wenn’s mal wieder etwas länger dauert…

Eine Studienplatzabsage trifft zunächst einmal alle diejenigen hart, die trotz einer passablen Durchschnittsnote im Abitur den NC der Wunsch-Uni nur knapp verpassen. Vor allem, wenn es um bundesweit limitierte Studiengänge wie Medizin oder Pharmazie geht, ist erst einmal warten angesagt.

Und das kann eine Pause von theoretisch unbestimmter Dauer werden. Denn schließlich ist nicht sicher, ob der Abi-Schnitt (plus Wartesemester) in den kommenden Semestern ausreichen wird, um den ersehnten Studienplatz zu bekommen.

Unabhängig vom Fach gibt es zahlreiche Alternativen zu dem “einen” Studiengang. Vor allem, weil sich bestimmte Tätigkeiten im Zulassungsverfahren bei vergleichbaren Abi-Noten durchaus vergünstigend auswirken können.

Praktikum & Ausbildung

So machen viele Bewerber in der Zwischenzeit ein Praktikum (oder auch mehrere Praktika). Je nach Branche und Unternehmen lassen sich so bis zwei Semestern überbrücken. Für den Fall, dass es voraussichtlich noch “etwas” länger dauert, absolvieren zahlreiche Studienbewerber zunächst eine reguläre Ausbildung von zwei oder drei Jahren.

Auf diese Weise bekommen sie nicht nur ein Bild von dem Arbeitsalltag nach dem Examen, sondern können eventuell schon einen Teil des Gehalts “auf die hohe Kante” legen. Mit einer derartigen Rücklage lässt sich im ersten Semester z.B. die “Durststrecke” zwischen Immatrikulation und Eingang der ersten BAföG-Leistungen überleben.

Freiwilligenarbeit

Andere entscheiden sich für ein Freiwilligenjahr (auch: Volunteering). Abhängig vom geplanten Studienfach verbringen sie es mit Arbeiten in ökologischen oder sozialen Projekten auf der ganzen Welt.

Doch egal, ob man Robben in einer Aufzuchtstation im Wattenmeer aufpeppelt, den costaricanischen Regenwald aufforstet oder Kindern in Nepal Englisch beibringt – FÖJ und FSJ sind mehr als nur “Pausenfüller”. Gerade frischgebackenen Abiturienten bieten diese Modelle die Möglichkeit, Vorstellung und Realität des späteren Berufs in Einklang zu bringen.

Außerdem kann man die dabei gesammelten Erfahrungen  (egal, ob im In- oder Ausland) als “soziale Kompetenzen” (auch: “Soft Skills”) bei Job-Bewerbungen in die Waagschale werfen.

Und sollte in dieser Zeit unverhofft die Zulassung von der Hochschule im Briefkasten liegen, brauchen Sie ihre Tätigkeit nicht einmal unterbrechen. Der Anspruch aufs Studium bleibt auch nach Ihrer Rückkehr erhalten. Unabhängig davon, ob es sich um ein bundesweit oder örtlich zulassungsbeschränktes Fach handelt.

Work & Travel

Doch es muss auch nicht immer so zielgerichtet sein. Wer z.B. erst einmal Abstand zum Rennen um Studien- und Wohnheimplätze gewinnen möchte, entscheidet sich für einen Trip durch Australien, Kanada, Neuseeland oder einen ganz anderen Fleck der Erde.

Das Land erkunden, neue Leute kennnlernen, die Reisekasse durch Hilfsjobs aufbessern und nach ein paar Tagen (oder Wochen) weiterziehen zum nächsten Ort – das ist das Prinzip beim Work & Travel. Entsprechende Angebote für gibt es schon ab zwei Wochen.

Je nach Visum (Touristenvisum oder Working Holiday Visum?) ist aber auch bis zu einem Jahr im Ausland drin.

Au Pair

Eine weitere beliebte Möglichkeit des Auslandsaufenthalts ist das Au Pair-Jahr. Je nach Dauer spricht man von Au Pair (= ein Jahr) oder Demi Pair (= ein halbes Jahr). In dieser Zeit lebt man in einer Gastfamilie und unterstützt sie im Alltag.

Wegen des familiär-haushalterischen Schwerpunkts nehmen daran häufig weibliche Studienbewerber teil, jedoch gibt es ebenso Au Pair-Stellen für junge Männer. Schließlich profitieren alle Teilnehmer von dieser Auslandserfahrung  mit Sprachkurs.

Ausweich-Studium: Inland oder Ausland?

Wer nicht bis zum Beginn des regulären Studiums an seiner Wunsch-Uni warten möchte, kann sich auch an einer anderen Hochschule einschreiben. Vor allem, wenn der Abi-Durchschnitt eher mäßig ausgefallen ist, sollten Sie auf Nummer Sicher gehen und sich an mehreren Hochschulen parallel bewerben.

Häufig setzen unterschiedliche Unis unterschiedliche hohe Noten-Limits an. Bei (Human-, Tier- sowie Zahn-) Medizin und Pharmazie ist das wegen der bundesweiten Zulassungsbeschränkung pro Jahr nicht so einfach möglich.

Doch in allen anderen Disziplinen sollte es grundsätzlich möglich sein, sofern man örtlich flexibel bleibt. Schließlich können Länder und sogar Hochschulen festlegen, wie hoch der NC auf bestimmte Fächer angesetzt wird bzw., ob es überhaupt einen gibt.

Studium ohne NC

Wer als Bewerber um ein Medizin-Studium nicht angenommen worden ist, kann es beispielsweise mit Angewandter Gesundheitswissenschaft in Stuttgart versuchen.

Die meisten zulassungsfreien Studiengänge finden Sie in der Regel unter den Geisteswissenschaften, in den historische Wissenschaften und archäologische Fächern. Aber auch zum Beispiel Ingenieurswissenschaften und Naturwissenschaften lassen sich ohne die Abinoten-Hürde studieren.

Ein umfassenden Überblick zulassungsfreier Fächer bietet Sie u.a. der Hochschulkompass (Tipp: in der Profisuche einfach den Zulassungs-Modus “zulassungsfrei” anklicken).

Studium im Ausland

Im Gegensatz zum Inlands-Studium ist ein Medizin-Studium im Ausland während der “Leerzeit” durchaus legitim. Allerdings entscheidet letztendliche jede Hochschule selbst, ob und was davon offiziell als Wartesemester angerechnet wird.

Privatuniversität

Oder Sie wechseln an eine Privat-Universität. Dort gibt es zwar auch keinen NC, doch in der Regel müssen Sie dazu eine Art Eignungstest bestehen und, ach ja, genügend Kleingeld benötigen Sie (oder Ihre Eltern) auch.

Denn während es an den staatlichen Unis nur noch in Bayern und Niedersachsen Studiengebühren gibt (Stand: Januar 2012), werden an allen privaten Unis Gebühren fällig – bis zu 500 Euro pro Monat. Im Gegenzug werden die Studierenden dort für gewöhnlich besser betreut und profitieren langfristig von den Kontakten der Hochschule zu Betrieben aller Art.

Bundeswehr-Studium

Auch die Bundeswehr bietet an ihren beiden Standorten Hamburg und München Studiengänge ohne Zulassungsbeschränkung an. Dabei liegt der Fokus zum Einen auf wirtschafts- und ingenieurswisssenschaftlichen Studiengängen.

Doch genauso können Sie dort Medienwissenschaften, Pädagogik und Soziologie, Politik und Sport, Geschichte und Psychologie studieren. Im Gegenzug verpflichten sich Studierende bei der Bundeswehr für mindestens 13 Jahre.

Außerdem muss jeder Studierende vorher eine mindestens 12-monatige Grundausbildung durchlaufen. Doch anders als im “normalen” Studium bekommen Sie als Studierender bei der Bundeswehr ein volles Gehalt und einen Platz im bundeswehr-eigenen Studentenwohnheim.

Studienplatzklage

Darüber hinaus haben sich mittlerweile viele Anwälte auf Studienpatzklagen spezialisiert. Dabei geht es im Wesentlichen darum, der Universität nachzuweisen, dass sie ihre Kapazitäten nicht voll ausschöpft. Gelingt das nicht, haben Sie nach wie vor keinen Studienplatz und müssen zudem die Kosten für Anwalt und Gericht zahlen.

Für diesen Fall ist es ratsam entweder rechtsschutzversichert zu sein oder Prozesskostenhilfe zu beantragen. Ob, wann und wo eine Studienplatzklage sinnvoll erscheint, können Ihnen die Experten für Verwaltungsrecht aufgrund Ihrer Erfahrung am besten sagen.

Anne Klein
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