Alles nur geklaut? Vorsicht bei Plagiaten!

Wenn Studierende Hausarbeiten, Referate oder Diplomarbeiten, Bachelor und Master Thesen verfassen, sind sie auf eine solide Recherche und zahlreiche Quellen angewiesen. Das Rad muss nicht unbedingt neu erfunden werden, im Gegenteil. Bereits verfasste Texte zum Thema zu kennen und sie auch der eigenen Arbeit zur Grundlage zu nehmen ist Teil wissenschaftlicher Arbeit. Früher mussten Studenten dazu unzählige Stunden in der Bibliothek verbringen und Fachbücher und Artikel in Fachzeitschriften wälzen. Heute im Zeitalter des Internets ist Recherche einfach wie nie. Das Eingeben eines Suchbegriffs im Internet liefert eine Fülle an informativen Beiträgen, auf die man nur noch zugreifen muss. Ganz einfach, ganz bequem. Und ungemein gefährlich – nämlich dann, wenn ein Plagiatsvorwurf im Raum steht.

Was ist ein Plagiat?

Grundsätzlich wissen alle, was ein Plagiat ist und dass man es im Rahmen einer eigenen Texterstellung tunlichst vermeiden sollte. Doch die Tragweite ist nur den wenigsten bewusst. Einen Text zu kopieren und vollständig als eigenen Text zu übernehmen, gilt selbstverständlich als Plagiat. Und es ist ein ziemlich dreistes, denn so eine Aktion fliegt in den meisten Fällen sofort auf. Doch im weiteren Sinne gilt es als Plagiat, wenn man nicht nur einen vollständigen Text, sondern bereits einzelne Sätze oder gar nur Satzfragmente in die eigene Arbeit übernimmt, ohne die Quellenangabe ordentlich anzugeben. Wer den Gedankengang eines anderen übernimmt, jedoch meint, durch Umformulierung auf die sichere Seite zu gelangen, der irrt. Ist der Gedankengang klar als der des ursprünglichen Verfassers zu erkennen und weist nur Veränderungen in der Formulierung auf, wird dies ebenfalls als Plagiat gewertet.

Vorsicht auch bei strukturellen Plagiaten

Unabhängig von der Wortwahl und des Satzbaus kann die reine Struktur des Textes bereits deutlich als Plagiat erkannt werden. Wenn beispielsweise ein Student einen Text zu einem bestimmten Fachgebiet liest, und dann über das gleiche Thema einen eigenen Text schreibt, sich aber strukturell an der Vorlage hält, den gleichen Textaufbau, die gleiche Argumentationskette verwendet, liegt ein Strukturplagiat vor.

Das Eis, auf dem sich der Student, der für seine Hausarbeit im Internet recherchiert, bewegt, ist folglich mehr als dünn. Wer erwischt wird, beziehungsweise wer eines Plagiatsversuchs bezichtigt wird, dem drohen empfindliche Strafen, angefangen bei Geldbußen bis hin zur Exmatrikulation. Fliegt der Plagiatsversuch nachträglich auf, droht rückwirkend Titelentzug. Einige prominente Fälle aus der Politik haben in den letzten Jahren genügend Schlagzeilen zum Thema produziert.

Was ich nicht weiß…

… macht mich nicht heiß? Leider ist es hier auch nicht so einfach, sich aus dem Schlamassel heraus zu manövrieren mit der Begründung, man habe es nicht besser gewusst oder die Quellenangabe schlichtweg vergessen. Bereits im Volksmund weiß man: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Wer eine wissenschaftliche Arbeit verfasst, sollte sich über die Regeln genau im Klaren sein. Wissenschaftliche Arbeit setzt in jedem Fall auch ein bestimmtes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die eigenen Ergebnisse voraus.

Wie hoch ist die Gefahr aufzufliegen?

So mancher ist sich der Urheberrechtsverletzung, die er mit dem Anfertigen seines Textes begeht, durchaus bewusst. Jedoch stellt sich für den einzelnen sicher schnell die Frage: Welche Möglichkeiten hat der Dozent überhaupt, den Plagiatsversuch zu entdecken? Wenn man sich auf Texte aus dem Internet bezieht, wähnt man sich aufgrund der Vielzahl an dort bereitstehenden Informationen in Sicherheit. Wenn man bei der Suchmaschinenabfrage nicht gleich die ersten Suchergebnisse verwendet, sollte der Dozent doch Schwierigkeiten haben, den ursprünglichen Text überhaupt wiederzufinden. Sollte man meinen. Doch dem ist leider nicht so. Zum einen kann man davon ausgehen, dass Dozenten, die in der Regel Experten ihres Fachgebietes sind, einen großen Anteil aller zu diesem Thema verfassten wissenschaftlichen Arbeiten kennen. Manchmal arbeitet auch der Zufall gegen einen.

Und schlimmer noch: Moderne Anti-Plagiats-Software ermöglichen eine schnelle Abfrage und enttarnt Plagiate mit einer schockierenden Sicherheit. Mittlerweile bieten einige Unternehmen diesen Scandienst bereits online an. In nur wenigen Sekunden wird der hier eingereichte Text gescannt und mit allen im Internet vorhandenen Texten verglichen. Die anschließend erstellte Analyse zeigt nicht nur eindeutige Übereinstimmungen, sondern auch mögliche Übereinstimmungen, bei denen nur sprachlich Änderungen vorgenommen wurden. Plagiate zu erstellen ist also schwieriger denn je.

Wie schützt man sich vor dem Plagiatsvorwurf?

Grundsätzlich gilt: Als Student sollte man es sich nie zu leicht machen. Wer etwas zu einem Thema recherchiert, sollte dabei nicht nur wenige Quellen verwenden, etwa die ersten Suchergebnisse seiner Suchmaschinenabfrage. Vielmehr sollte man zunächst eine Vielzahl an Quellen lesen und gedanklich gegenüberstellen. Nur so bildet sich aus der Vielzahl der Informationen ein eigenes Gedankengut zu dem Thema. Im nächsten Schritt gilt es, sich eine grobe Struktur des eigenen Textes zu überlegen. Orientieren Sie sich niemals an der Struktur einer anderen, bereits vorhandenen Arbeit. Der Text selbst sollte immer selbst formuliert werden. Copy & Paste ist einfach, aber grundsätzlich tabu!

Zitieren, aber richtig

Man kommt nicht umhin, sich auf die ein oder andere Quelle zu beziehen. Auch das ist Teil einer wissenschaftlichen Arbeit. Quellen sind wünschenswert, müssen aber immer sorgfältig als solche gekennzeichnet werden. Wenn Sie eine Quelle wortwörtlich zitieren – unabhängig davon, ob es sich hier um Passagen, Sätze oder nur aus wenigen Worten bestehenden Formulierungen oder einzelne Wortschöpfungen handelt – muss das Zitat als solches in Anführungszeichen stehen. In der Fußnote müssen Sie den Autor, das Erscheinungsjahr und die Quelle selbst nennen. Je detaillierter Ihre Quellenangabe ist, umso mehr sichern Sie sich ab.

Die Fußnote mit der Quellenangabe ist auch dann unbedingt zu nennen, wenn Sie sich eines indirekten Zitats bedienen oder lediglich mit eigenen Worten den Gedankengang eines anderen wiederholen. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn Sie Formulierungen verwenden wie „nach Auffassung des Autors XY …“

Es kann durchaus sein, dass einem aufgrund der vielen Informationen bald der Kopf schwirrt und man sich unsicher ist, ob der eigenen Text nun so als Plagiat gewertet werden könnte oder nicht. In diesem Fall empfiehlt es sich, ein paar Euro darin zu investieren, die Dienste eines Online Plagiatsscanners in Anspruch zu nehmen und den eigenen Text kurz analysieren zu lassen.

Anne Klein
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