Vorlesung, Seminar & Co – Orientierung im Lehrveranstaltungs-Dickicht

Mit der Immatrikulation ändert sich auch die Form, in der Wissen verabreicht wird. Statt auf Frontalunterricht setzten Vorlesungen und Seminare, Tutorien und Praktika vor allem auf Eigeninitiative. Welche Veranstaltungen Sie in den kommenden Semestern erwarten und wozu sie gut sind, erfahren Sie hier.

Am Anfang steht das “Propädeutikum” (häufig nur:  “Einführungsveranstaltung” oder “Orientierungskurs”). Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung, um Studierenden einen ersten Einblick in ihren Studiengang zu verschaffen.

Seminar

Darüber hinaus lernen Sie in Propädeutika unterschiedliche Forschungszweige kennen, die wichtigsten Entwicklungen, Namen der bedeutendsten Wissenschaftler Ihres Fachs und so weiter. Mit diesem Wissen sind Sie in der Regel gut vorbereitet auf Ihr erstes Seminar.

Dabei handelt es sich um die wirklich wichtigen Veranstaltungen im Studium. So dienen die sogenannten “Proseminare” im Grundstudium dazu, das wissenschaftliche Arbeiten überhaupt erst zu lernen. Später, im Verlauf des Hauptstudiums, folgen dann anspruchsvollere Haupt- und Oberseminare.

Die darin erörterten Themen dienen häufig zur Vorbereitung auf das Examen. Daher gehören Seminare grundsätzlich zum Pflichtteil der akademischen Ausbildung. Eine Sonderform des Seminars ist das  Blockseminar.

  • Sonderform Blockseminar

Blockseminare finden nicht verteilt über ein ganzes Semester statt, sondern “im Block”, d.h. an einem oder mehreren Wochenenden (wahlweise: in der vorlesungsfreien Zeit). Sie sind häufig sehr arbeitsintensiv. Fachlich sind Blockseminare in der Regel überaus effektiv.

Anstatt mehrere Veranstaltungen an einem Tag koordinieren zu müssen, konzentrieren sich die Studierenden in Blockseminaren an wenigen Terminen auf ein einziges Thema. Je nach Hochschule, Studiengang und Titel können die Teilnehmerzahlen in Seminaren zwischen zehn und 100 Studenten variieren.

Bei Seminaren geht es darum, dass Wissen grundsätzlich reflektiert wird wird anstatt es -wie in der Schule- nur aufzunehmen und auf Geheiß 1:1 wiederzugeben. Das geschieht meist in Form von Klausuren, kurzen Vorträgen und Referaten, aber auch Diskussionen mit dem Plenum und mehrseitigen Hausarbeiten.

Vorlesung

Eher dem schulischen Frontal-Unterricht entsprechen hingegen die Vorlesungen: Ein Dozent, ein Vortrag, ein Hörsaal (lat. “Auditorium”) und viele Studenten – Das ist das typische Szenario einer Vorlesung.

Im Gegensatz zu Seminaren handelt es sich um zumeist freiwilllige Veranstaltungen ohne Anwesenheitspflicht und Leistungsnachweis. Stattdessen genießen Studierende hier den “Luxus”, ohne eigene Anstrenung an wertvollem Fachwissen teilhaben zu können.

Tatsächlich ist das, was Sie hier geboten bekommen, auf lange Sicht nicht zu unterschätzen. Im besten Fall gestaltet der Dozent die rund 90 Minuten seines Vortrags lebendig, stellt Themen zur Diskussion, bindet moderne Medien ein usw.

Häufig sind es dann gerade diese Veranstaltungen, an deren Inhalt Sie sich in anderen Zusammenhängen wieder erinnern. Ideal ist es natürlich, wenn der Dozent begleitend ein Skript zur Verfügung stellt (als Print-Version oder PDF-Download).

So ist es nämlich möglich, das einmal servierte Wissen bei Bedarf wieder hervorzuholen und in Ansätzen weiter zu verfolgen, sei es in thematisch ähnlich gelagerten Seminaren, in der nächsten mündlichen Prüfung usw.

Tutorium

Eine andere Möglichkeit, das Wissen aus Vorlesungen und Seminaren zu vertiefen, ist das Tutorium. Anstatt von (promovierten) Dozenten werden sie zumeist von deren Assistenten bzw. Hilfskräften – dem Tutor- geleitet.

Im Gegensatz zu den häufig als Massenveranstaltung abgehaltenene Vorlesungen können die Studierenden hier Verständnisfragen stellen oder thematische Schwerpunkte einer zurückliegenden Veranstaltung beleuchten.

Darüber dienen Tutorien besonders im Grundstudium dazu, wissenschaftliche Arbeitstechniken zu vermitteln.

Praktikum

“Grau, mein treuer Freund, ist alle Theorie”, wusste schon Mephisto in Goethes Drama “Faust”. Das gilt vor allem für das Studium. Da allerdings das Studium grundsätzlich auf das konkrete Berufsleben vorbereiten soll, sehen viele Studiengänge planmäßig Praktika vor.

Das gilt vor allem für die Wirtschafts- und Naturwissenschaften, aber auch zum Beispiel in Medizin und Pharmazie. In anderen Disziplinen (z.B. den Geisteswissenschaften) sind studienbegleitende Praktika in der Regel freiwillig.

Unabhängig vom Fach ist es aber ohnehin empfehlenswert, mindestens ein Praktikum während des Studiums zu absolvieren. Schließlich bekommen Praktikanten nicht nur einen Einblick ins “richtige” Berufsleben.

Darüber hinaus lassen sich auch erste Kontakte zu Mitarbeitern und Entscheidern einer Branche knüpfen: Kanzleien und Arztpraxen, ebenso wie Verlage oder Museen. Je nach Unternehmen und Fach können Praktika einige Wochen dauern, aber auch mehrere Monate.

Dementsprechend sollten Sie dafür die vorlesungsfreie Zeit im Sommer nutzen oder ein Urlaubssemester beantragen.

Weiterführende Links

Unicum – Online-Ausgabe des Campus-Magazins; umfangreiche Praktikumsbörse

Anne Klein
Letzte Artikel von Anne Klein (Alle anzeigen)